Mitarbeiter besser erreichen mit Corporate Video

Frank Wolf —  20. September 2013 — Kommentieren

Oliver, Ihr sagt Corporate Videostreaming ist in den Chefetagen angekommen. Was verstehst du eigentlich unter Corporate Videostreaming?

Oliver Stache

Oliver Stache, Leiter Digital Media, T-Systems MMS

Videostreaming ist durch Youtube und Co. für uns ganz selbstverständlich geworden. Und diese Selbstverständlichkeit soll nun auch im Unternehmensumfeld einfach verfügbar sein. Dazu gehört, dass die Neujahrsansprache des Vorstandsvorsitzenden eines weltweit verteilten Unternehmens per Videostream an die gesamte Belegschaft übertragen wird – selbst an den entlegensten Standort.

Warum muss das per Video sein – es gibt doch auch einfachere Wege Informationen im Unternehmen zu verteilen?

Videobotschaften erlauben im Vergleich zu klassischen Medien wie Mitarbeiterzeitschriften oder Intranet-Artikeln eine viel emotionalere und authentischere Ansprache der Belegschaft. Genau das fasziniert die internen Kommunikatoren, denn keiner will mehr die oft steril klingenden Unternehmensnachrichten hören und lesen. Die Information ist verteilt, die Arbeit ist scheinbar erledigt, doch für die emotionale Mitarbeiterbindung – die eigentliche Hauptaufgabe der internen Kommunikation – ist mit glattredaktionierter und oft anonymer Kommunikation nichts getan.

Emotionale Mitarbeiterbindung?

Die Analysten von Gallup erheben jährlich den sogenannten Engagement Index, in dem Sie die emotionale Bindung der Arbeitnehmer an ihren Arbeitgeber untersuchen. Arbeitnehmer mit hoher Bindung haben mehr nutzbare Ideen, weniger Fehltage, empfehlen ihren Arbeitgeber weiter und sind produktiver. 2012 hatten 15% der Arbeitnehmer eine hohe emotionale Bindung, 61% eine geringe emotionale Bindung und 24% keine emotionale Bindung. Zum Vergleich: im Jahr 2001 lagen diese Zahlen bei 16%, 69% und 15%. Gerade die kritischste Gruppe derjenigen, die innerlich gekündigt haben, wächst immer mehr an. Corporate Video ist bei weitem nicht die einzige Lösung dieses Problems, aber ein wichtiges Instrument, wenn es um neue und bessere Kommunikationsmittel geht.

Gibt es neben der Managementkommunikation noch weitere Anwendungsfälle?

Mitarbeiter werden mittels Video-Berichterstattung regelmäßig über firmenrelevante Neuigkeiten, zum Beispiel aus der Forschungs- und Entwicklungsabteilung oder Aktionärsversammlungen und Pressekonferenzen informiert. Hier geht es also nicht so sehr um Emotionen, sondern um gut aufbereitete Information. Das gleiche gilt für Weiterbildungen als Video-Seminar, und zwar auch über das Firmen-iPad von Zuhause auf der Couch.

Video bedeutet, dass sich MA dort auch zeigen müssen. Wie gehen die damit um? Wie groß ist die Scheu?

Das ist eine wichtige Frage. Denn gern sprechen unsere Kunden mit uns zuerst über Technologie und Lösungsansatz, und dann wird erst das Thema „Content“ diskutiert. Klar, ein erfolgreiches Corporate Videostreaming lebt natürlich von den interessanten Inhalten. Die Vorstände und Geschäftsführung, die ich bisher erleben durfte, waren keinesfalls kamerascheu und hatten eine gute mediale Wirkung und Ausstrahlung im Videostream. Erfahrungsgemäß ist es bei Mitarbeitern gar nicht so viel anders. Wenn ich als Experte im Videostream zu den Kollegen sprechen möchte, dann darf ich zu Anfang ruhig etwas nervös wirken. Das legt sich, sobald ich über die Dinge ins Reden komme, die mich tagtäglich begeistern und fordern.

Wie ist es wenn Ihr für einen Kunden seine wichtigste Veranstaltung des Jahres im Livestream übertragen sollt? Spürt man da nicht eine hohe Nervosität bei den Verantwortlichen? Wie geht Ihr damit um?

Ja, das stimmt. Spätestens vier Wochen vor der Veranstaltung steigt beim Kunden die Aufmerksamkeit für den nahenden Termin und das ist auch gut so. Bei unserem Kunden BOSCH haben wir zum Beispiel im April die Bilanzpressekonferenz im weltweiten Livestream an die leitenden Direktoren übertragen. Zusammen mit den Verantwortlichen der Kommunikationsabteilung, haben wir einen detaillierten Projektplan für alle notwendigen Vorarbeiten erarbeitet und diesen dann konsequent abgearbeitet. Wir hatten während der gesamten Vorbereitungsphase  ein Team dediziert für dieses Projekt aufgestellt, so dass wir  binnen kürzester Zeit auf neue Anforderungen und Hindernisse reagieren konnten. Mit schönem Ergebnis: Für die Kommunikationsabteilung unseres Kunden war der Livestream der  diesjährigen Bilanzpressekonferenz ein großer Erfolg.

BPK VOD de 2

Der Livestream der Bosch Bilanz-Pressekonferenz im Intranet.

Wie groß ist denn die Investition, die ein Unternehmen in eine Corporate Videostreaming Plattform tätigen muss?

Das ist ganz unterschiedlich, da der Kunde All-In gehen kann, oder aber nach Bedarf klein anfängt und dann sukzessive ausbaut. Unser Kunde E.ON nutzt zum Beispiel schon seit vielen Jahren gezielt Videostreaming in der internen Kommunikation mit der Belegschaft. Dafür hatte der Kunde selbst eine effiziente Videostreaming Plattform für Video-on-Demand aufgebaut. Erst nach einer Weile, als ein Ausbau und eine Weiterentwicklung der Streamingmöglichkeiten notwendig wurde, kamen wir ins Spiel und haben mit unsereren Lösungen ‚MediaSuite‘ (Unternehmensmediathek) und ‚IntraCDN‘ (verteilte Streamingserver im Unternehmsnetzwerk des Kunden) die Videoqualität sowie die Kapazität der Plattform gemäß der gestiegenen Anforderungen ausgebaut.

Was sind beim Roll-Out einer Corporate Videostreaming Plattform die größten Herausforderungen und Bedenken technischer Art?

Die am weitesten verbreitete Sorge ist, dass das Videostreaming die Bandbreite das Firmennetzwerks verstopft und dadurch kritische IT-Systeme gestört werden – z.B. das Warenwirtschaftssystem (SAP), die VoIP Telefonanlage, oder auch nur die Investor-Relations-Webseite. Hier setzen wir unser IntraCDN ein um die Bandbreiten des Videostreamings zu optimieren und zu kontrollieren. Der technische Aufwand für einwandfreies Corporate Streaming sollte nicht unterschätzt werden, denn Aspekte wie (1) der Schutz vor Überlastung des Netzwerks, (2) Informationssicherheit vor fremdem Zugriff, (3) der Videoabruf über iPad & Co oder (4) die hochwertige Video-Produktion bringen einiges an Aufwand mit sich.

Kannst du noch mal kurz eure Lösungen beschreiben? Sieht das Endergebnis bei jedem Kunden gleich aus?

Nach meiner Einschätzung kann es beim Corporate Streaming keine „eierlegende Wollmilchsau“ geben, also das eine Produkt, welches auf alle Kunden gleichermaßen gut passt. Auf Basis unserer Softwarekomponenten ‚MediaSuite‘, ‚WebcastSuite‘ und ‚IntraCDN‘ erstellen wir für jeden Kunden eine Corporate Videostreaming Plattform nach Maß, welche individuell an die bestehende und über Jahre gewachsene IT-Infrastruktur des Kunden angepasst wird. Dafür integriert sich unsere Lösung sehr gut mit den gängigen Social Intranet Technologien wie z.B. MS Sharepoint, IBM Connections, oder CMS Systemen wie Coremedia und Adobe CQ5. Hier gilt es auch die Mehrsprachigkeit der MediaSuite und WebcastSuite hervorzuheben, welche nicht von allen Anbietern von Videoplattformen unterstützt wird.

Wie arbeiten dann die Redakteure mit den Tools?

Für die Contentverwaltung und -freigabe bietet unsere Lösung dem Online-Redakteur sinnvolle Workflows, mit denen die Arbeit zügig von der Hand geht. Neue Videos lassen sich so kurzfristig und fehlerfrei anlegen und werden automatisch im Hintergrund in die benötigten Zielformate encodiert.  In den meisten Projekten gibt es auch mal spezielle Anforderungen an diese Workflows. Auch diese sind mit unseren Suiten jederzeit realisierbar. Nicht zu vergessen – immer wichtiger werden im Unternehmen die Tablets und Smartphones. Auch mit diesen Endgeräten lassen sich unsere Livestreams und Videoclips direkt anschauen.

Danke für das Interview Oliver!

Mehr zum Thema:

Webinar „Film ab in Ihrem Unternehmen“ am 26.09.2013 um 11:00 Uhr.
Website mit mehr Informationen zum Thema Video, den angesprochenen Lösungen und einem Whitepaper zum Download.

 

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