Ross Mayfield macht in seinem Blog Vorschläge, wie die tägliche E-Mail-Flut erheblich reduziert werden kann. Die Erkenntnis, dass Social Software das E-Mail Aufkommen in einem Unternehmen sinken lässt, ist an sich nichts Neues. Unsere täglichen Erfahrungen, die wir durch den Einsatz eines Enterprise Wikis sammeln, zeigen jeden Tag diesen Effekt. Durch die intensive Nutzung von Blogging und das direkte Kommentieren von Inhalten im Wiki, lassen sich viele E-Mails am Tag einsparen. Ein weiterer Vorteil ist die allgemeine Zugänglichkeit für alle Mitarbeiter und die Rückverfolgung von Diskussionen und Argumentationen. Voraussetzung dafür ist, dass sämtliche Kommunikation und Zusammenarbeit direkt im Wiki passiert. Solange Dokumente per E-Mail ausgetauscht werden oder auf einem File-Share liegen, wird dieser Effekt nicht zu stande kommen.
Zusammenfassend kann man sagen: Inhalte + Diskussion im Wiki oder Blog = weniger E-Mails.
Das spart eine Menge Zeit und Nerven.
Die Diskussion im Wiki oder Blog benötigt aber auch Zeit…
Ja, aber die Zeit, die man damit verbringt sich per E-Mail abzustimmen, ist mit Sicherheit größer.
Wichtig ist in meinen Augen, dass es verbindliche Regeln gibt, die für alle gelten und auch einzuhalten sind. Sonst nützen die besten Vorsätze nichts, ganz im Gegenteil: wenn dann per Email und im Wiki diskutiert wird, kennt sich garantiert niemand aus.
Der Einsatz von Social Software kann in der Tat das E-Mail-Aufkommen reduzieren. Das zeigen praktische Erfahrungen z.B. von Luiz Suarez von IBM sowie unsere Eigene Praxis, insb. beim Einsatz von Microblogs, die eine Großteil der unnötigen Mini-E-Mails mit großen cc: Verteiler auffangen. Es ist aber in der Tat auch so, dass die Überwachung der Newschannel, RSS-Feeds etc. von Social Software im Unternehmen und aus dem Internet ihre Zeit erfordert. Deshalb ermöglichen Microblogs wie communote.com, sich thematisch zu fokussieren. Was bisher jedoch nur in Ansätzen realisiert ist, ist eine personalisierte, also nach meinen Interessen gefilterte Zusammenstellung von Nachrichtenströmen. Die Entwicklung geeigneter Dashboards, Aggregatoren und Mashups in den nächsten Monaten wird spannend werden. Und irgendwann verschwinden dann auch die vielen technischen Fachbegriffe und wir sprechen eigentlich nur noch vom „virtuellen“ Arbeitsplatz.
Ich hatte auch die Ehre, Luiz Suarez auf der Web 2 Expo zu hören. Ich persönlich finde, dass er mit dem was er dort gesagt hat, am unteren Ende des Keynote-Mittelmaßes der Veranstaltung lag. Ich möchte das von Christian Henner-Fehr gesagte aufgreifen und erweitern. Ich denke, dass jeder selbst entscheiden sollte, wie er mit Mails umgeht. Wenn man sich davon tyrannisieren lässt, selbst Schuld. Wenn man vor lauter Mail Check nicht mehr zum arbeiten kommt sollte man sich vielleicht eher mal ein gutes Buch zum Thema Zeitmanagement kaufen als über Microblogging nachzudenken und damit das persönliche Problem in ein weiteres Tool zu verlagern. Enterprise 2.0 in allen Ehren. Ich denke, dort steckt viel Potential drin. Ich verstehe nur nicht, wieso häufig nur über Tool-Replacement geredet wird. Ob Microblogging den hohen Anspruch der Arbeitsplatz Virtualisierung gerecht werden wird, muss sich sicher noch zeigen. Da bin ich sehr gespannt. Ebenso auf der web 2.0 Expo fand ich den Vortrag von Stowe Boyd zum Thema Microblogging als Zukunft des Social Networks gehört. Mehr als crazy fällt mir dazu nicht ein. Ich hoffe meine Zukunft sieht anders aus. Da gehe ich wohl nochmal Tinte kaufen.
Viele Ansprechpartner, mit denen wir sprechen, verstehen diese Zusammenhänge aber erst richtig, nachdem sie es erlebt haben. Das ist wirklich schade und macht es sehr schwer. Gerade in großen Konzernen ist die Frage „Wie viel Geld spart das Wiki uns tatsächlich?“ heute nämlich noch nicht eindeutig zu beantworten. Hier wäre belastbare Forschung wirklich hilfreich.