„We believe in deep collaboration and cross-pollination of our groups, which allow us to innovate in a way that others cannot.“
(Zitat von Tim Cook, Apple CEO)
Deep Collaboration bezeichnet bei Apple die hochgradige Vernetzung der an einer Produktentwicklung beteiligten Teams, die simultan an Design, Technologie, Herstellung, Marketing, etc. arbeiten und sich in vielen Schleifen gegenseitig immer wieder koordinieren.Das ist nicht unbedingt der schlankeste Weg, um ein Produkt zu entwickeln, aber so lassen sich alle Details perfekt auf einander abstimmen und kontrollieren. Neben vielen anderen Beispielen zeigt vor allem die Entwicklung von iPod, iTunes und iTunes-Music-Store welche Resultate mit dieser ganz auf Zusammenarbeit ausgerichteten Unternehmensstrategie möglich sind. Denn auf dem Weg zur digitalen Revolution der Musikindustrie hatte eigentlich Sony die allerbesten Voraussetzungen für die Markführerschaft: Die Inhalte, die Technologie, die Designkompetenz – alles da. Die einzelnen Kompetenzen waren jedoch bei Sony in verschiedenen Geschäftsbereichen organisiert, die es in vielen Monaten und trotz mehrfacher Anläufe nicht geschafft haben, wirklich gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten.
Zusammenarbeit als Strategie
Apple demonstriert gerade eindrucksvoll, was die Resultate einer klug organisierten Zusammenarbeit im Unternehmen sein können. Die Tatsache, dass der Apple CEO (zum Zeitpunkt des Zitats noch COO) den Punkt der Zusammenarbeit so betont, macht noch etwas deutlich: Zusammenarbeit ist für Apple ein Kernbestandteil seiner Strategie und Kultur. Zusammenarbeit ist kein normales Investitionsgut, von dem man einfach mehr oder weniger kaufen kann. Zusammenarbeit ist die Folge eines Organisationsdesigns, das durch Anreize, Strukturen, Führung, Abläufe und eine gelebte Kultur die Mitarbeiter zur Zusammenarbeit befähigt und motiviert – oder eben nicht. Wer sein Geld mit wissensintensiven Produkten oder Dienstleistungen verdient, für den ist ein grundlegendes Verständnis dieser Zusammenhänge heute wichtiger denn je. Und angesichts der zunehmenden Bedeutung wissensintensiver Dienstleitungen (siehe Grafik) ist dieses Thema für immer mehr Unternehmen relevant.
Entwicklung der Bruttowertschöpfung nach der Wissensintensität der Wirtschaftsbereiche in Deutschland 1995 bis 2006.
Quelle: Bedeutung der wissensintensiven Dienstleistungen für Wachstum von Wertschöpfung und Beschäftigung (Ulrich Schasse)
Viel Zusammenarbeit ist also am besten? Vielleicht.
So einfach wie es nachträglich beim Beispiel Sony vs. Apple aussieht, ist es leider nicht. Viel Zusammenarbeit ist nicht immer das Mittel der Wahl, denn Meetings, Gespräche oder Arbeitsgruppen kosten Zeit und Geld und manchmal ist das Ergebnis keine bahnbrechende Innovation sondern nur ein internes Arbeitspapier, das nie wieder jemand zur Hand nimmt. Zusammenarbeit ist ein Optimierungsproblem: Wie viel Zusammenarbeit ist optimal für ein Unternehmen, damit der Gesamtnutzen größer ist als die Gesamtkosten der Zusammenarbeit? Wenn Zusammenarbeit ein knappes Gut ist, wie verteilt man es dann an die richtigen Stellen im Unternehmen? Kann man sicherstellen, dass die richtigen Mitarbeiter miteinander zusammenarbeiten wollen?
Ein zweiter Fragenkomplex ergibt sich aus dem Thema unseres Blogs und dem Hauptinhalt unserer Beratungstätigkeit. Das Thema Zusammenarbeit ist für uns besonders spannend, weil Web 2.0 Ideen und Technologien besonders in diesem Bereich völlig neue Möglichkeiten geschaffen haben. Die Zusammenarbeit von Projektteams oder Netzwerken ist meist einer der ersten und konkretesten Anwendungsfälle von Social Business Software im Unternehmen. Wie können Social Business Plattformen die verschiedensten Formen sozialer Gruppen und deren spezifische Art der Zusammenarbeit am besten unterstützen? Welche sonstigen Rahmenbedingungen müssen gegeben sein?
Viele Fragen zum Thema Zusammenarbeit, auf die wir in drei folgenden Beiträgen eingehen wollen. Die Beiträge bauen nicht aufeinander auf, sondern beleuchten verschiedene Perspektiven auf das Thema, die sich gut ergänzen und immer wieder auch aufeinander beziehen:
1. Anreiz zur Kooperation – die wichtige Rolle des Organisationsdesigns für die Zusammenarbeit
• Die schwierige Kombination von Zusammenarbeit mit starken individuellen Anreizen
• Die Begrenztheit altruistischer Motive bei der der Zusammenarbeit im Unternehmen
• Organisatorische und technische Konsequenzen (Link zum Beitrag)
2. Starke und schwache Vernetzung im Unternehmen: Warum Netzwerken so schwierig ist
• Die Unterscheidung drei verschiedener Typen sozialer Gruppen im Unternehmen
• Die Unterschiedlichkeit der Motivationsfaktoren zur Zusammenarbeit
• Das Funktionieren einer Toolunterstützung bei den einzelnen sozialen Gruppen
• Die Schwierigkeit im Umgang mit den „weak ties“
3. Die vier Barrieren der Zusammenarbeit – Wie man sie messen und beseitigen kann
• Die vier Barrieren der Zusammenarbeit nach Morten T. Hansen
• Messung der Ausprägung dieser Barrieren im Unternehmen
• Strategien zur Aufhebung
Wir versprechen, es wird keine leichte Kost, aber es wird sich lohnen :-). Die Artikel werden in den nächsten drei Wochen hier veröffentlicht.
Großartig, ich freue mich auf die Artikel! Das wird spannend.
Viele Grüße, Jo
Eine sehr gelungene und spannenden Themenauswahl. Vor allem das Spannungsverhältnis von Zusammenarbeit und individuellen Anreizen sowie Morten Hansen’s Theorie des T-shaped Managers an dieser Stelle reinzubringen.
Gelungene Einführung zum Dauerbrenner effektive Zusammenarbeit. Tolle Herausforderung, die Ihr Euch mit den Themen da stellt …Spannend finde ich, ob Ihr in den Artikeln darauf eingehen werdet, auf welcher Ebene man Zusammenarbeit im Unternehmen über organisatorische Teams hinaus gezielt fördern kann. Also, wie identifiziert man Unternehmensbereiche, die von Synergien profitieren würden und wie unterstützt man dies dann gegebenenfalls durch konkrete Beratungsansätze und Social Tools?