Der Enterprise 2.0 Summit in Frankfurt letzte Woche ist Geschichte und könnte in diese aus meiner Sicht als wirklich gelungene Veranstaltung eingehen, wäre da nicht ein Makel, den wir hier nicht einfach vergessen können.
Von insgesamt 31 Sprechern waren männlich: 31 und weiblich: 0. NULL.
Nun könnte man schnell einwenden, dass die Frauenquote in unserer eher technisch geprägten Industrie eben schon immer sehr gering ist. Das stimmt auch, laut Bitkom liegt beispielsweise der Anteil weiblicher Auszubildender in IT Berufen bei unter 10%. Eine ähnliche Quote ist übrigens auch im Schnitt bei vielen Barcamps zu beobachten. Mit der Ausrede geben wir uns hier aber nicht zufrieden, denn eine 10% Quote wären ja immerhin 3 weibliche Vortragende gewesen, aber wir reden hier über 0%!
Viel schwerer wiegt jedoch ein inhaltliches Argument: Einige Anzeichen sprechen dafür, dass das Thema Enterprise 2.0 an einer gewissen inhaltlichen Distanz zwischen der weit vorausgeeilten Community (Blogger, Berater, Toolanbieter,…) einerseits, und der eigentlichen Zielgruppe in den Unternehmen (Marketing, Kommunikation, HR, IT) andererseits, leidet. Man spricht zueinander, aber versteht sich oft nicht, denn Vokabular, Inhalte, Nutzenargumentationen und Risikowahrnehmung liegen teilweise weit auseinander. Ich spreche gelegentlich auf Vorträgen und Weiterbildungen vor Mitarbeitern von interner und externer Kommunikation und ein Großteil des Publikums ist dort weiblich. Ähnlich sieht es im Bereich HR und Marketing allgemein aus. Grosse Teile der von Enterprise 2.0 adressierten Fachbereiche werden vorwiegend von Frauen vertreten. Und nun wissen wir ja aus zahllosen populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen, das Mann und Frau geradezu ideal dafür geeignet sind, sich gründlich misszuverstehen. Vieleicht ein Teil der Erklärung?
Trotz der Gefahr, hier in allzu einfache Klischees abzugleiten, könnte man sich geschlechtsspezifische Sichtweise des Themas Enterprise 2.0 so vorstellen (100% subjektiv!):
- Männlich: technologieorientiert, Umbruch, Auflösung der Hierarchien, Konzentration auf die 15% Vorreiter und Early Adopter– die anderen werden oft vergessen, Chancen maximieren,…
- Weiblich: umsichtiges Vorgehen, soziales Verhalten – nicht die 15% Spitze ist im Fokus sondern die breite Mehrheit und die Interessen der (eher) Schwächeren, pragmatischer Umgang mit Technologie, Risiko minimieren,…
Und nun? Veränderungsmöglichkeiten sehe ich vor allem in zwei Bereichen:
Zum einen sollten sich die Frauen aktiver und selbstbewusster einbringen. Die weibliche Sicht der Dinge wird dringend benötigt und sicher von einer großen Mehrheit der Männer auch dankbar angenommen. Vorreiterinnen wie Susan Scrupski, die Organisatorin der Web 2.0 Adoption Council, Groundswell Co-Autorin Charlene Li oder Andrea Back, Professorin für Business 2.0 an der Uni St. Gallen und viele andere mehr, tun genau dies bereits und sind damit sehr erfolgreich.
Zum anderen sollten die Organisatoren zukünftiger Web 2.0 und Enterprise 2.0 Veranstaltungen Frauen als wichtige Zielgruppe sowohl im Auditorium als auch auf der Bühne erkennen und gezielt daran arbeiten, deren verstärkte Teilnahme aktiv zu fördern. Wir jedenfalls werden die Frauenquoten der nächsten einschlägigen Veranstaltungen aufmerksam beobachten 🙂
Wenn sich also zukünftig die Männer in trauter Enterprise 2.0 Runde mal wieder ein „It is not about technology!“ zurufen, dann wäre auf der Suche, worum es denn dann eigentlich geht, auch eine weibliche Perspektive wertvoll und uns sehr herzlich willkommen.
stimmt so nicht ganz, denn von Siemens war in einem der BestPractise Vortraege auch eine Frau vorn 😉
Interessanterweise ist bei der Twitter-Nutzung in den USA die Geschlechterverteilung nahezu ausgeglichen. (vgl. http://www.quantcast.com/twitter.com). Hier gab es bei der E2.0 Conference in San Francisco auch deutlich mehr weibliche Keynotes.
In Deutschland liegen wir bei Twitter, Stand März 2009, noch bei ca. 25% Frauenanteil (vgl. http://twitterumfrage.de/dtu1.php). Aktuell läuft hier die 2. Runde, mal schauen, wie es dann aussieht.
„Wenn die Technologie langweilig wird, werden die sozialen Effekte interessant“ (Clay Shriky). Vielleicht sind wir in Deutschland immer noch zu sehr auf das erste fokussiert und sollten auch das zweite in der Unternehmenswelt klarer herausstellen.
My name is Susan Scrupski 🙂
@Susan – please accept my most humble apologies! I corrected your name. We listed you as one example for successful and thought leading women in the 2.0 industry.
Best regards
Frank
….die weibliche Sicht der Dinge – oder wie oben geschrieben „die weibliche Sicht der Perspektive“ – ist sicher immer hilfreich, da es prinzipiell immer hilfreich ist unterschiedliche Sichtweisen zu haben. Aber bitte: Wir sind im 21 Jhd., da sollte das Klischee Mann = Technik und Frau = Sozial überholt sein. Beide können beides, sie teilen sich nur anders mit und kommen so zu unterschiedlichen Perspektiven.
Howdy — forgive me for responding in English, but it’s important to me that my response have the widest possible readership…
FWIW, we did have a robust debate about this issue, and we did make some effort to do something about it. Among other things, because I complained, we added Jenny Ambrozek (@sagenet) and the aforementioned Susan Scrupski (@ITSinsider) to the event’s Advisory Council. Unfortunately, for various reasons (none of them particularly interesting) we weren’t able to translate their participation into more female speakers.
I don’t say that to absolve anyone of responsibility — those of us involved in planning this conference clearly failed in this key area, and we must do better in the future. But I did want to at least record for posterity that we were (and are) aware of the problem.
As I remarked onstage, when Gil Yehuda called this issue out during a comment on my presentation on „culture“, it was actually worse than you are depicting it here. Not only were the speakers all males, they were all white males.
Let me add (in English, sorry) since I mentioned this issue at the conference, that I’m normally not the one to feel this is big deal. I don’t believe that we need to make quotas for gender, hair color, height, ear lobe size, or any other non-essential characteristic. The quality of information sharing is based on the quality of the information and of the sharing. Despite the lack of female speakers – the E20 Summit was great. But indeed, this lack was a very apparent element of the event. I also have many female heroes who have influenced me greatly, including Jessica Lipnack, AmyJo Kim (I mentioned both in my session), and Rachel Happe, among the the other mentioned above (Susan, Charlene, etc.) and many I follow on Twitter.
But when thinking about the nature of participation, gender (and age) can play an important role too. I was pleased that at the session I delivered, I received questions from @Ronna – but it was the first time that day that I recall hearing a question from a female in the audience (at least in the main room we were in). Gender is only one factor though. For example, I detected more questions from French-sounding participants than from German-sounding participants, even though they were in the minority. This plays into some understanding that the nature of public expression is impacted by culture. Which was the main theme of Mark’s excellent session. In the E2.0 world, we have to be especially sensitive to creating an environment where people can participate in ways that work for them. So we need to create space for that participation too.
I believe that at an E2.0 conference – the participants and their participation are the key measures. So regardless if all the speakers are male, it is important that the participation is highly diverse. As speakers, our role is to stimulate the thought process and evoke participation and shared learning. I look forward to future sessions where we continue to bring stimulating speakers and bright participants together in developing our field — for all who find value in the conversation.
@Mark and @Gil – Thanks a lot for your comments – we plan to publish further post also in english on the blog of our new site http://www.socialsoftwarematrix.org but your comments in english are very welcome here too!
Actually it seems in the not-for-profit sector there are similar discussions for social media adoption in organisations (there it’s still called knowledge management).
Having joined the KM4DEV community recently I noticed the gender issues are discussed. I did not follow it specificly, because I am used indeed to work in the IT sector – and I forgot seeing it. The community is very colourful in all meanings, just connected by dealing with developing and transition countries and passionate about 2.0 collaboration. you may have a look at
http://www.km4dev.org/ At the last event there was a gender huddle as well.
„Die weibliche Sicht der Dinge wird dringend benötigt…“
Eine Rückfrage: Die bereits „sichtbaren“ Frauen, die im Artikel und in den Kommentaren lobend erwähnt werden, würden Sie die jetzt eher der – nach Ihrer Interpretation – männlichen oder weiblichen Sichtweise zuordnen?
Falls die erwähnten Frauen eher der männlichen Sichtweise zuzuordnen wären, dann müsste tatsächlich noch mal eine ganz andere Gruppe Frauen für solche Veranstaltungen rekrutiert werden. Also sozusagen die Frau-Frauen.
Im Zusammenhang mit der Piratenpartei ist diese Diskussion ja auch bekannt. Da wird die Partei von außen – und in erster Linie von Frauen – schon mal als sexistische Männerpartei beschrieben, während die Frauen innerhalb der Piratenpartei sich verwundert die Augen reiben, dass sie von außen irgendwie gar nicht als Frauen wahrgenommen werden und sich von innen gar nicht als Frauen diskriminiert fühlen.
[Very strange… did I comment on this post in my sleep? I don’t remember leaving the above comment?]
I agree with you wholeheartedly, and dinged Kai on this in my conference advisor Q&A– substituted „brother-in-spirit“ for „sister-in-spirit.“ http://bit.ly/moLGP Oliver, Dion, and Andy missed it…
In The 2.0 Adoption Council, we have AMAZING, intelligent, articulate, and exemplary women who can talk e20 circles around many e20 experts. I welcome the opportunity to see more of our female members speaking at e20 conferences. In my case, I would have loved to come to Frankfurt (and was invited many times, even expenses paid.) But, you see my dear friend… professional women bear unusual burdens. I am a single mother. With all the travel I had done in the prior two weeks to San Francisco– as a Mom, not a professional career women– I chose not to go to #e20s. My son needs me more than the e20 community, in other words.
There have been times in my career that I refused to attend events unless the conference organizer paid for travel for my children and my nanny as well. (I was once ballsier and more important.) Work is fun and rewarding, but parenting trumps career opportunities. I don’t think I’m unique in this regard. Although, I might suggest women face this choice perhaps more often than their brotherly contemporaries.
Thanks to Susan, one imprtant aspect in the gender discussion was written here. I want to add the fact, that on the latest international *ONLINE* conferences facing corporate learning in the 2.0 age (http://is.gd/4YNwO and http://is.gd/4YNA7 -see my German review at http://www.telecoaching.org), the gender-ratio is more balanced (30% female speakers, 50+% femal participants). As the Learntrends Comference is still ongoing today, you can login for free at 5pm German time an count yourself 😉 In my opinion, traditional face to face conferences can´t focus the whole picture because of participation barriers. They tend to priviledge opinions of professional evangelists more than owners of practical experience.I do not want to bother any speaker of the conference (I was not there), but bring the gender discussion down to gender-balanced congress formats, which include online participation for both audience and speakers (such a virtualization job would be a good reason for me to come to Frankfurt 😉 Anyway Susan can benefit from that as all teir brotherly conpemporaries, maybe for different reasons.
I found this discussion via a post of Ellen Trude. And also found, my name is mentioned in your blog post. So I feel like commenting: Well, it is sometimes much easier than pondering deeply about gender discrimination etc. Hardly anybody consciously excludes female speakers. a) Point is, hardly anybody actively thinks of including females for top positions; and this is especially true for German speaking countries (for the male business unconsciousness, women in IT are „ghosts“, strategically sort of physically not really existent) We are experiencing this at universities, when we try to find out what works in identifying the female talent pool for top academic positions. So this is perhaps one of the clues. b) Behavioral research shows, overall, women tend to be less „aggressive“ in binging themselves into the game, they prefer to be found and asked. Which of course is also is a hint for women, to be more pro-active, and this is of course gradually happening. c) The most simple thing is a network effect. If you start with „finding“ and including women, then more female speakers will show up over time naturally through recommendations. Women network with women also, women know who and where their peers are, and so the first-time women become nodes to tap into the „female“ networks & pool of expertise.
I feel obligated to point readers of this post to a round-up of opinions on the „dearth of female speakers“ issue covered by my brothers-in-spirit blogging at the TechnicallyWomen blog.
This is my post, but the other bloggers‘ posts are better, IMO. 🙂